Antiquitatum Thesaurus
Urheber*in:
Universitätsbibliothek Heidelberg
Laut Beschriftung:
Das Götzenbild Osiridis
 
Taf. IIII

Herstellung

Klassifikation und Beschreibung

Sachbegriff:
Klassifikation:
Inschriften:
Das GötzenBild Osiridis.
Platzierung:
oben mittig
Anmerkung:
Titel der Tafel
 
IIII.
Platzierung:
oben rechts
Anmerkung:
Tafelnummer
 
SIMVLACRVM OSIRIDIS
Platzierung:
im Bild, oben
Anmerkung:
Bezeichnung der Abbildung
Material:

Allgemeiner Kommentar

Kommentar:
In dieser Tafel imaginiert Sandrart ein Opfer für Osiris, indem er sich zweier antiker Bildwerke bedient, die ihm nur vermittelt durch illustrierte Publikationen der jüngeren Vergangenheit bekannt geworden sein können: Die Statue des Horus (heute München) sowie die Statuette eines Opferbringers (heute Florenz). Hinweise darauf, welche Bildquellen Sandrart als Vorlagen dienten, liefert sein Text im 5. Kapitel desselben Bandes (S. 52-56): Die Angaben zur Auffindung und Interpretation der Horus-Statue folgen fast wörtlich den Ausführungen von Alessandro Donati ("Roma vetus ac recens", erstmals Rom 1639, S. 74-76), der auch die grafische Vorlage für Sandrarts Wiedergabe der Statue liefert (ebenda, S. 75). Die beiden Schrägansichten der Opferbringer-Statuette sowie das Detail von dessen Opfertafel, die in Sandrarts Tafel am Gebälk oberhalb der Nische gezeigt wird, sind nach drei Tafeln im zweiten Teil von Leonardo Agostinis „Le gemme antiche figurate“ (Rom 1669, Taf. 38-40) kopiert, die Giovanni Battista Galestruzzi gestochen hat. Dieselben drei Abbildungen der Statuette waren, ebenfalls von Galestruzzi gestochen, aber auf einer Tafel zusammengefasst, bereits drei Jahre früher in Athanasius Kirchers "Obelisci aegyptiaci [...] interpretatio hieroglyphica" (Rom 1666, S. 109) erschienen. Sandrarts Erwähnung von Kirchers „Buch von dem Egyptischen Obelisco“ in seinem Text auf S. 55 resultiert aber aus der wörtlichen Übernahme der entsprechenden Textstelle aus den „Annotationi sopra le gemme antiche di Leonardo Agostini“, d.h. aus Giovanni Pietro Belloris Kommentar zu Agostinis Gemmen, der zeitgleich zum Tafelband erschienen war (Rom 1669, S. 47-48). Da Sandrart aber im Anschluss an die Übernahme von Bellori eine persönliche Bemerkung über seine in Rom gepflegte Freundschaft mit Kircher und über dessen „ausgegangene schöne Wercke“ anfügt, ist nicht auszuschließen, dass er die zweifache Ansicht des Opferbringers auf einer einzigen Tafel in Kirchers Buch aus eigener Anschauung kannte. Aber die Tatsache, dass in seiner Wiedergabe der Opfertafel am Gebälk über der Nische die beiden seitlich angeordneten Fläschchen kreuzförmige Deckel aufweisen, zeigt, dass er Galestruzzis zweite Version aus Agostinis Gemmenbuch benutzte, denn auf der Tafel in Kirchers Buch haben die Deckel noch eine andere Form. Sandrart verweist in seinem Text außerdem auch auf Ezechiel Spanheims Erwähnung der Statuette in seinen "Dissertationes de praestantia et usu numismatum antiquorum" (Rom 1671, S. 265-266) und kannte demzufolge auch die dortige von J. Wyngaerden signierte Abbildung. Diese zeigt jedoch nur eine der beiden Schrägansichten, dazu seitenverkehrt und mit abweichenden Proportionen und Details. Auch dabei dürfte es sich um eine Kopie nach Galestruzzi handeln, aber ob nach der Version Kircher oder der Version Agostini lässt sich nicht entscheiden.

Nachweise

Bibliographie:
Sandrart 1675-79 (Teutsche Academie), Bd. 2, 1. Buch, S. 52-56
 
Kommentar Anna Schreurs vom 6.11.2009, in: Sandrart.net
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