Orestes-Sarkophag aus La Gayole [verschollen]
Alternativer Titel:
Sarcophage d’Innodius
Sarkophag des Innodius/Ennodius
Herstellung
Datierung:
Ende 2. Jh. n. Chr.
Klassifikation und Beschreibung
Inschriften:
STEMMATE PRECIPUUM TRABEATIS FASCIBUS ORTUM
INNODIUM LETI HIC SOPOR ALTUS HABET
QUI POST PATRICIA PRECLARUS CINGOLA RECTUR
SUBIECIT XΡΙ COLLA SUBACTA IOGO
POST PONES ULTRA MUNDI PROTENDERE PONPAS
ET POTIUS DOMENO SOLUERE UOTA MALENS
SIC GEMENO FELIX PERFUNCTUS MUNERE GAUDET
ERGREGIUS MUNDO PLACETUS ET DOMENO
HOC TOMOLO CUIUS TANTUM NAM MEMBRA QUIESCENT
LETATUR PATRIA MENS PARADISE TUA
Platzierung:
auf dem DeckelAnmerkung:
CIL XII, Nr. 338 (nachträglich hinzugefügte christliche Inschrift aus dem 5. Jh.)Beschreibung:
Vorderseite: Tötung von Aigisthos und Klytaimnestra: sechs Figuren; Männer; Frauen; bekleidet; halbnackt; nackt; drei stehende Personen; zwei liegende Personen; eine sitzende Person; Eckkaryatiden; Stuhl.
Die Szene des Vorderseitenfrieses zeigt den Doppelmord des Orest an Aigisthos und Klytaimnestra. Neben der linken Eckkaryatide liegt der rückwärts über eine Stuhllehne gestürzte Aigisthos am Boden. Hinter diesem sind Reste einer bekleideten Figur (Orest? Pylades?), zu erkennen. Rechts von Aigisthos liegt die ebenfalls getötete Klytaimnestra am Boden. Im rechten Teil des Vorderseitenfrieses sind, abgesehen von der rechten Eckkaryatide, drei weitere Figuren zu sehen: ein kauernder Diener, der sich mit einem Stuhl zu schützen versucht, eine fliehende Frau (Amme?) und eine stehende weibliche Figur (Elektra?).
Rechte Nebenseite: Begegnung von Orest und Elektra am Grab Agamemnons: drei Figuren; Männer, Frau; bekleidet, halbnackt, nackt; capite velato; Chlamys; Grabstele; Exaleiptron; Vase.
Elektra sitzt vor einem mit einer Stele und Exaleiptron markierten Grab und schlingt ihren Arm (oder beide Arme?) um eine Urne, während sie sich zu Orest umwendet, der rechts hinter ihr steht. Orests Begleiter Pylades steht hinter ihr, den beiden zugewandt.
Linke Nebenseite: keine Überlieferung.
Rückseite: Kinder/Eroten-Komos: vier Figuren; Kinder/Eroten; nackt; halbnackt, Fackeln.
Die Rückseite zeigt zwei Kinder/Eroten-Paare (Kinder/Eroten-Komos). Die jeweils äußeren Figuren tragen eine Fackel und stützen mit ihrem anderen Arm einen weiteren Eroten/weiteres Kind. Eckkaryatiden rahmen die Szene.
Deckel: ursprünglich in Klinenform.
Die Klinenfiguren wurden abgemeißelt, um einer Inschrift Platz zu machen. Lediglich zwei kleine, im Wesentlichen an der Matratzenfront sichtbare Gewandreste belegen ihre ursprüngliche Präsenz. Die Matratzenfront ist durch gurtartige Bänder in vier dekorlose Felder eingeteilt. Die mit Delfin und Dreizack geschmückten Fulcra enden in Tierköpfen. Die Seitenlehnen und die Rückseite des Deckels sind mit Kassettenschmuck verziert.
Quelle:
Oakley 2011
Erhaltungszustand:
beschädigt; weil verschollen, aus Zeichnungen und Briefen von Peiresc aus dem Jahr 1626 hergeleitet: am Kasten fehlten große Teile der Vorder- und Rückseite, dagegen waren die Schmalseiten unbeschadet; auf dem Deckel fehlten die Klinenfiguren, ein rechteckiges Feld wurde für die Aufnahme der Inschrift (?) abgearbeitet (beschrieben in einem Brief von Peiresc an Girolamo Aleandro vom 5. November 1626).
Quelle:
Baratte 1998; Oakley 2011
Abmessungen:
B: 217,35 cm, H: 102,60 cm, T: 97,75 cm; Kasten ohne Deckel, erschlossen aus dem den Zeichnungen beigegebenen Maßstab
Provenienz
Datierung:
451 n. Chr. - 1626
Anmerkung:
in der südlichen Apsis der Kapelle Notre-Dame de la Gayole, wo der Sarkophag ab der 2. Hälfte des 5. Jh. für das Begräbnis eines Mannes namens Innodius wiederverwendet worden war (Oakley 2011)
Datierung:
1626 - 1787
Anmerkung:
im Haus von Nicolas-Claude Fabri de Peiresc, der den Sarkophag wohl 1626 aus der Kapelle Notre-Dame de la Gayole entfernen ließ; seit dessen Zerstörung 1787 gilt der Sarkophag als verschollen (Baratte 1998)
Überarbeitung
Überarbeitungsdatierung:
2. Hälfte des 5. Jh.
Anmerkung:
ab der 2. Hälfte des 5. Jh. für das Begräbnis eines Mannes namens Innodius wiederverwendet; zu diesem Zweck wurden die auf dem Deckel liegenden Figuren entfernt und durch eine Inschrift ersetzt, die den Namen Innodius beinhaltet (Oakley 2011)