Antiquitatum Thesaurus

Kandelaberpaar mit Schaft in Balusterform

Alternativer Titel:
S. Agnese Kandelaber

Lokalisierung

Inventarnummer:
MV.2482.0.0; MV.2487.0.0
Sammlungseingang:
1772; im Auftrag von Papst Clemens XIV. von S. Agnese in die Vatikanischen Museen überführt

Herstellung

Datierung:
1. Jh. v. Chr.- 1. Jh. n. Chr.
Anmerkung:
Datierung nach Cain 1985

Klassifikation und Beschreibung

Sachbegriff:
Klassifikation:
Beschreibung:
Dreiteiliger Marmorkandelaber: dreiseitige Basis; balusterförmiger Schaft mit Fuß; Feuerschale. Basis: an den Ecken der Sockelzone je eine geflügelte weibliche Sphinx, dazwischen pflanzliche Ornamentik mit Rosetten und Palmetten; an den drei Seiten der Mittelzone je ein Bildfeld mit dem Relief eines geflügelten Rankeneroten mit wechselnder Armhaltung und Attributen; an den drei Ecken der Deckplatte je ein Widderkopf, dazwischen ein Lotus-Palmettenband. Schaft: konisch zulaufender Fuß; balusterförmiger Schaft, verziert mit Akanthusblättern, Palmettenranken und Girlanden. Den Abschluss des Kandelabers bildet eine godronierte Feuerschale.
Quelle: 
Cain 1985
Material:
Erhaltungszustand:
beschädigt, restauriert, ergänzt; Der heutige Zustand der beiden Kandelaber entspricht nicht mehr dem Originalzustand, wie er auf einigen Zeichnungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu sehen ist. Diesen zufolge besaß der Schaft beider Stücke, neben dem heute noch erhaltenen, balusterförmigen Stamm, auch einen schmalen verzierten, teils kannelierten Abschnitt, der dem Baluster aufgesetzt war. Auch bei der abschließenden Feuerschale handelt es sich nach Cain nicht mehr um das Original, sondern um eine moderne Ergänzung. Bei beiden Kandelaberbasen sind die Erotendarstellungen auf den Bildfeldern stärker beschädigt, teils völlig abgeschlagen; hinzu kommen vereinzelt kleine Ergänzungen und Flicken an den Spinghen und Widderköpfen.
Abmessungen:
H: 184,00  cm; MV.2482.0.0
 
H: 181,00  cm; MV.2487.0.0

Provenienz

Datierung: 
1500 - 1772
Anmerkung: 
Seit dem Beginn des 16. Jh. sind die Kandelaber durch Zeichnungen in S. Agnese fuori le mura bezeugt.

Überarbeitung

Überarbeitungsdatierung:
1772
Anmerkung:
Restaurierung
Überarbeitungsdatierung:
1520 - 1524
Anmerkung:
Ausgehend von einer Zeichnung des Pseudo-Cronaca von um 1520 (Bayonne, Musée Bonnat; vgl. Census), welche einen Kandelaber von Typ 1 in zwei verschiedenen Zuständen zeigt, argumentiert Nesselrath (1993) für eine Überarbeitung der ganzen Gruppe zu dieser Zeit.

Allgemeiner Kommentar

Kommentar:
Es handelt sich um zwei Objekte mit beinahe identischer Erscheinung. Beide Stücke sind Teil einer Kandelabergruppe, bestehend aus insgesamt sechs zusammengehörigen Marmorkandelabern zweier unterschiedlicher Schafttypen*. Bis ins 18. Jahrhundert war die Gruppe Teil der liturgischen Ausstattung von S. Agnese fuori le mura an der Via Nomentana. Heute befindet sich nur noch einer der sechs Kandelaber dort (Cain 1985, Kat.-Nr. 93). Vier der Kandelaber (Cain 1985, Kat.-Nr. 99, 100, 101 und 102) sind heute Teil der Vatikanischen Sammlung, darunter die beiden hier beschriebenen Kandelaber mit den Inventarnummern 2564 und 2566 (Cain 1985, Kat.-Nr. 101 und 102). Nach Cain wurde der sechste Kandelaber (Cain 1985, Kat.-Nr. 72) bereits vor 1747 in die Villa Borghese gebracht. Von diesem ist heute nur noch die neuzeitlich ergänzte Basis erhalten. Quelle: Cain 1985 *Typ 1 mit Schaft in Balusterform und Typ 2 mit Schaft aus Akanthuskelchen. Letzterer weist innerhalb der drei ihm zugehörigen Kandelaber leichte Abweichungen auf. So besteht der Schaft der beiden Kandelaber in den Vatikanischen Museen aus vier und der in S. Agnese nur aus drei Akanthuskelchen. Dies könnte aber auch auf einen unvollständigen Erhaltungszustand zurückzuführen sein (Nesselrath 1993). Kleinere, stilistische Abweichungen der Typen lassen sich nach Cain auf unterschiedliche Bildhauerhände zurückführen. Entgegen den unterschiedlichen Typen der Kandelaberschäfte, weisen alle sechs Kandelaber eine Basis des gleichen Typs auf. Lediglich die drei Reliefseiten variieren untereinander: Jede Basis zeigt eine Zusammenstellung von insgesamt sechs verschiedenen Erotendarstellungen, wobei zwei Basen die gleiche Zusammenstellung aufweisen (Reinhardt 2019).

Nachweise

Bibliographie:
Cain 1985, S. 73-83, S. 184-186, Kat.-Nr. 99, 100
 
Nesselrath 1993, S. 151-154
 
Reinhardt 2019, S. 114-115