Antiquitatum Thesaurus
Urheber*in:
Herzog Anton Ulrich-Museum

Sog. Mantuanisches Onyxgefäß

Alternativer Titel:
Les sacrifice et les mysteres de Cerès et de Bacchus

Lokalisierung

Inventarnummer:
Gem 300

Herstellung

Datierung:
um 54 n. Chr.

Klassifikation und Beschreibung

Sachbegriff:
Klassifikation:
Beschreibung:
Salbölgefäß, ursprünglich als Kanne mit Henkel gearbeitet; Relief nach Art eines Kameo aus den fünf verschiedenen Farbschichten des Stein geschnitten; von unten nach oben: glatter Fuß; erster abgearbeiteter Streifen; erste Reliefzone mit Attributen der eleusinisch-dionysischen Mysterien: ein Korb mit Schlange, ein Korb mit Früchten, eine Maske eines alten bärtigen Mannes, ein umgefallener Krater, eine Syrinx, eine Maske eines jugendlichen Mannes, eine Fackel, ein Liknon, zwei Tympana, zwei überkreuzte Thyrsoi mit langen Bändern, ein Korb mit Früchten; zweiter abgearbeiteter Streifen; zweite Reliefzone mit figürlichen Szenen: Figuren, 11; weiblich, 9, männlich, 2; bekleidet, stehend, schreitend, sitzend, fahrend, fliegend; von links nach rechts: zwei weibliche Figuren und ein Mädchen sowie eine Herme unter einem Torbogen; ein Paar in einem von zwei geflügelten Schlangen gezogenem Wagen, eine gefügelte fliegende weibliche Figur, eine auf dem Boden lagernde halbnackte weibliche Figur, im Hintergrund ein Säulenportal; zwei schreitende weibliche Figuren mit einem Ferkel und einem Bock; eine sitzende weibliche Figur mit einem Fruchtkorb, eine stehende männliche Figur mit einem Fruchtkorb; ein Baum; dritter abgearbeiteter Streifen; umlaufende Girlande aus Früchten, Ähren und Wein zwischen vier Bukranien, reste eines Vorhands und Bänder; Hals und Schulter der Vase mit Zungenornament verziert
Quelle: 
Bruns 1950
Erhaltungszustand:
verändert; Der antike Henkel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt abgearbeitet. Zu ebenfalls unbekanntem Zeitpunkt (vor 1542 - Nachlassinventar der Isabella d'Este) wurden diverse Abarbeitungen vorgenommen, um einen neuen Fuß, einen Deckel und zwei umlaufende Goldbänder anzufügen, an denen ein goldener Henkel befestigt wurde. Eine Bohrung ermöglichte das Ansetzen einer Tülle. Die neuzeitlichen Ergänzungen wurden im 19. Jh. wieder entfernt.
Quelle: 
Bruns 1950
Abmessungen:
D: 6,50  cm, H: 15,30  cm

Provenienz

Datierung: 
1542
Anmerkung: 
Verzeichnet im Nachlassinventar der Isabella d'Este von 1542: "vaso di cameo con figure de relevo de varii colori, fornito de oro, con manico e piede e bocchino".
Anmerkung: 
Bereits vor dem Braunschweiger Schlossbrand von 1830 war das Onyxgefäß von Herzog Karl II. in seine persönliche Verwahrung genommen worden. Bei seinem Tod 1873 fand es sich in seinem Nachlass in Genf.
Datierung: 
1/1/1874
Anmerkung: 
Seit 1874 befindet sich das Onyxgefäß wieder in Braunschweig.
Datierung: 
1630
Anmerkung: 
Im Erbfolgekrieg um Mantua zunächst Beute des Claude Letouf de Sirot, der es Franz Albrecht von Lauenburg vermachte.
Datierung: 
1642 - 1666
Anmerkung: 
Christine Margarethe erbt das Onyxgefäß nach dem Tod ihres Ehemanns Franz Albrecht.
Datierung: 
1666 - 1676
Anmerkung: 
Sophie Elisabeth erbt das Onyxgefäß nach dem Tod ihrer Schwester Christine Margarethe.
Datierung: 
1676 - 1755
Anmerkung: 
Ferdinand Albrecht erbt das Onyxgefäß nach dem Tof seiner Mutter Sophie Elisabeth. Nach seinem Tod 1687 verbleibt es bis 1755 im Besitz seiner Nachfahren auf Schloss Bevern. Obwohl Herzog Karl I. von Braunschweig erst 1767 Ferdinand Albrechts Erben ausbezahlt, ist das Onyxgefäß bereits 1755 in seinem Kunst- und Naturalienkabinett in Braunschweig nachweisbar.
Datierung: 
1814 - 1830

Überarbeitung

Überarbeitungsdatierung:
vor 1542
Anmerkung:
Zu einem unbekannten Zeitpunkt, aber vor der ersten ausführlichen Erwähnung im Nachlassinventar von Isabella d'Este erfolgte die Anbringung von Fuß, Henkel, Tülle und Deckel aus Gold, für deren Befestigung der Onyx an mehreren Stellen abgearbeitet bzw. durchbohrt wurde.
Überarbeitungsdatierung:
1831
Anmerkung:
Die nachantiken Goldergänzungen gingen vermutlich bei einem Raubversuch verloren.

Allgemeiner Kommentar

Kommentar:
Zur Ikonographie der dargestellten Szene gibt es unterschiedliche Meinungen, die Auswirkungen auf die Datierung haben: Allegorie auf den Herrschaftsantritt Neros = um 54 n. Chr.; Erhebung Caracallas zum Mitregenden seines Vaters Septimius Severus - um 198 n. Chr. (Bruns 1950). Als mythologische Figuren werden Triptolemos, Demeter, Tellus und Dea Syria vorgeschlagen.

Nachweise

Bibliographie:
Bruns, Fink 1950, passim
 
Bühler 1973, S. 65-67, Nr. 74, Tafel 23
 
Ausst.-Kat. Weltenharmonie 2000, S. 140-141, Kat.-Nr. 157 (S. König-Len)
 
Ausst.-Kat. Gonzaga. La celeste galeria 2002, S. 289-290, Kat.-Nr. 79 (P. Venturelli)
 
Ausst.-Kat. Reiz der Antike 2008, S. 209-216 (P. Seiler)
 
Wenzel 2019, passim
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